Großreinemachen bei den Kälbern

Stallausmisten ist  wie Wohnungsputz: Zuerst schickt man alle anderen Bewohner raus, damit keiner im Weg rumsteht und stört. Wohin allerdings mit 21 Kälbern, die mittlerweile schon fast sieben bzw. acht Monate alt sind? Zu diesem Zweck haben wir uns vor einiger Zeit sogenannte Paneele angeschafft. Die Gitter können mithilfe von Ketten miteinander verbunden werden. Das Ergebnis ist ein Übergangsgehege auf unserer alten Mistplatte zwischen den Ställen. Die Kälber kennen die Situation schon und gehen ohne Probleme in das Gitterrondell. Dann beginnt die eigentliche Arbeit: Fensterputzen im Stall. Da der Mist ungefähr 40 cm hoch im Stall sitzt, kommen auch kleine Leute wie ich an die Fenster ran ohne eine Leiter zu brauchen. Dem groben Schmutz rücke ich mit einer aufgestielten Bürste und heißem Seifenwasser zu Leibe, anschließend wird mit kaltem Wasser nachgespült. Das Gleiche nochmal von der Außenseite. Kein Lederlappen oder ähnliches kommt zum Einsatz, wir befinden uns im Stall und nicht im Hotel. Anschließend bzw. parallel dazu (die Kälber muhen schon und möchten wieder rein!) mistet Lothar mit dem Trecker ab. Das heißt aber nicht, das alles maschinell geht. Ecken werden zusätzlich mit Forke und Besen bearbeitet. Das Endergebnis lässt sich sehen. Auf eine Desinfektion können wir verzichten, da die gleiche Gruppe wieder den Stall belegt. Durch das regelmäßige Abmisten bleibt die Fliegenpopulation im Stall klein. Das schätzen wir sehr, aber auch die Kälber sind entspannter ohne ständige Belästigung durch die Fliegen. Zusätzlich setzen wir Fliegentafeln aus Pappe ein, die mit einem Lockstoff bestrichen sind. Aber die schönsten Fliegenvernichter sind unsere Schwalben:

Zur Zeit nisten mehrere Schwalbenpaare bei uns, unter anderem befindet sich auf der Diele bei den Kälbern ein Rauchschwalbennest mit Teenagerschwalben. Die haben großen Hunger und werden fleißig mit Fliegen und anderen Insekten gefüttert.

Die Tränkebecken machen wir ebenfalls gründlich sauber. Wenn die Kälber im Stall sind, können wir zwar grobe Verschmutzungen entfernen, aber eine Reinigung bis in die letzte Ecke der Tränken ist schwierig. Unsere Damen sind sehr neugierig und lutschen und knabbern gerne an uns herum. Das macht aufwendigere Pflegearbeiten an der Einrichtung sehr anstregend und manchmal fast unmöglich.

Nach dem Abmisten folgt das Einstreuen. Während Florian das letzte Fuder Mist zum Acker bringt, holt Lothar mit dem Trecker einen Großpacken Stroh in den Stall. Mit man- und womanpower streuen wir neu ein. Dann dürfen die Kälber wieder zurück in ihr Reich. In ungefähr sechs bis acht Wochen startet die ganze Aktion von Neuem. In der Zwischenzeit streuen wir die Kälber täglich neu mit kleinen Strohbunden vom Dachboden ein, damit die Tiere sich wohlfühlen. Selber möchte man ja auch nicht in einem nassen Bett schlafen oder ein verschwitztes Kissen unter dem Kopf haben.

Nachdem Die Tiere versorgt sind, fegen wir noch den Hof und reinigen alle beteildigten Maschinen und Geräte. Und ehe man sich versieht, sind fast vier Stunden vergangen.

Vielleicht noch eine Erklärung, warum wir keinen neuen, modernen Stall gebaut haben. Die Gründe sind vielfältig. Erstens ist ein neuer Stall sehr teuer und rechnet  sich bei unserer Tierzahl wohl kaum. Außerdem sind die Altgebäude vorhanden. Die Renovierung haben wir bis auf die Stromarbeiten selber geplant und umgesetzt. Das heißt: Abbrechen, stemmen, Schutt schleppen und aufladen, mauern, Ständer erneuern (mit Holz aus unserem Wald!), Fenster einsetzen, Abtrennungen schweißen, Türen bauen usw.... Der Stall ist schön hell und geräumig geworden. Die Kosten konnten wir durch den  familiären Großeinsatz gering halten. Die Tiere fühlen sich sichtlich wohl und gedeihen gut. Zudem können wir bei jedem Gang über die Diele sehen, ob bei unseren Jüngsten alles in Ordnung ist.

Früher waren in dem Stall nur fünf Fenster, die man nicht öffnen konnte. Heute befinden sich 10 kippbare Fenster im Stall und bringen natürliches Licht. Zusätzlich sind acht Leuchtstoffröhren angebracht, die bei dunkler Witterung zusätzliche Helligkeit  bringen. Für gut zwanzig Tiere stehen vier Tränken zur Verfügung. Alles in allem hat durch die Instandsetzung des Stallgebäudes das Tierwohl gewonnen und nicht nur das: Wir geniessen die Arbeit mit unseren Tieren in diesem Umfeld sehr!

 

 

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