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Unser Kälbertagebuch

14. November 2017: Heute haben wir die nächste Gruppe Kälber bestellt, direkt beim Zuchtverband in Bayern. Am 30. November kommen die Tiere bei uns an. Bis dahin ist noch einiges vorzubereiten, denn der Stall ist aktuell noch belegt. Wir freuen uns schon auf die zwanzig kleinen Fleckis.

24. November 2017: Unsere "Teeniefleckis" von der Diele sind am Sonntag ausgezogen in den renovierten Rinderstall. Da am Donnerstag kommender Woche unsere neuen Kälber einziehen, müssen wir uns jetzt ranhalten mit dem Abmisten. Lothar macht sich gerade an die Arbeit, vorher haben wir Spinnennetze und alte Schwalbennester entfernt. Im neuen Jahr können dann die Schwalben neue, frische Nester an die alten Stellen bauen. Fenster putzen im Kälberstall ist auch fertig, jetzt fehlt zu unserem Glück nur noch der Hochdruckreiniger. Erst Fenster putzen und dann wieder einsauen?! Die Scheiben im Stall sind natürlich anderen "Anschmutzungen" ausgesetzt als ein Wohnzimmerfenster. Es macht Sinn, schon mal vorzuarbeiten. Und von außen putzen wir eh von Hand. Mal sehen, wie weit wir heute noch kommen.

25. November 2017: So ist das, wenn die Eltern andersweitig unterwegs sind. Florian hat sich heute mit dem Hochdruckreiniger im Stall ausgetobt und alles sauber gemacht. Wir freuen uns sehr darüber. Eine wichtige Arbeit ist erledigt! Jetzt ist erstmal Wochenende.

27. November 2017: Heute habe ich diverse Dinge wie Milchaustauscher, Elektrolyte, Kälbermüsli usw. bestellt. Warum wir keine Kuhmilch füttern oder die Kälber bei ihren Müttern saugen lassen? Unsere kleinen Fleckis stammen aus Bayern und kommen im Alter von ungefähr fünf Wochen zu uns. Bis dahin wurden sie auf den Herkunftsbetrieben versorgt. Die Kühe bleiben in diesen Betrieben zur Milchproduktion. Unsere Kälber bekommen bei uns einen hochwertigen Milchaustauscher mit einem Magermilchpulveranteil von 50%. Dazu am Donnerstag mehr.

Mittwochabend werden bei uns die letzten Vorbereitungen getroffen: Der Stall wird eingestreut mit unserem geernteten Stroh, die Nuckeleimer werden mit neuen Saugern bestückt und die Halterungen für die Eimer werden wieder angebaut. Bei dieser Gruppe setzen wir ein neues Mittel zum Hygienemanagement ein, um den Keimdruck für die Tiere zu verringern, denn Stroh ist selten frei von Pilzsporen und Keimen. Zudem bringt jedes Kalb eigene Erreger vom Herkunftsbetrieb mit. Als Vergleich kann man sehr gut die Kita beim Menschen heranziehen. Jedes Kind hat einen anderen Gesundheitsstatus, wenn es eine Gemeinschaftseinrichtung besucht: Schnupfen, Husten, manchmal Magen- und Darmerkrankungen. Hin und wieder kommen noch Läuse oder andere kleine Mitbewohner vor. Unsere Kälber lernen sich Mittwoch nach der Auktion in Bayern kennen und kommen dann gemeinsam zu uns. Da bleibt die ein oder andere Erkrankung nicht aus und wir bemühen uns, den Krankheitsdruck möglichst gut abzufedern. Mal sehen, wie es dieses Mal klappt. Die ersten Bilder oder Videos unserer neuen Mitbewohner gibt`s am Donnerstag.

30. November 2017: Heute haben wir den ganzen Tag auf unsere Kälber gewartet. Aber es kam kein LKW. Wir sind gespannt, wo unsere kleinen Fleckis abgeblieben sind.

01. Dezember 2017: Heute morgen um 7.00 Uhr sind unsere 20 neuen Kälber angekommen. Während der Tränkephase teilen wir die Fleckis in vier Gruppen ein. Also haben wir erstmal die Lage sondiert (dauert bei uns zehn Minuten und nicht sechs Wochen!) und immer fünf Tiere im gleichen Alter zusammen eingestallt. Direkt im Anschluss bekamen die Fleckis pro Tier zwei Liter Elektrolyte, um evtl. entstandene Flüssigkeitsverluste auszugleichen. Außerdem gewönnen wir so den Verdauungsapperat langsam an unser Futter. Gegen 10.00 Uhr gab`s für alle Kälber die erste Milchmahlzeit in Haaren.

Anschließend stand der erste Besuch ins Haus: Johanna. Johanna ist Tierärztin in unserer betreuenden Tierarztpraxis aus Bramsche und kam nicht mit Geschenken, sondern mit der ersten Impfung gegen Kälber- bzw. Rindergrippe und einigen Erregern der Lungenentzündung. Zusätzlich bekam jedes Kalb Selen und Eisen gespritzt. Ein Mangel an Spurenelementen kommt selbst bei Kälbern auf, die ausschließlich mit Kuhmilch versorgt werden. Folgen sind unter anderem Mangelentwicklung, Durchfall und Erschöpfung. Ein paar Tiere hatten sich auf dem Weg nach Niedersachsen erkältet und wurden zusätzlich behandelt.

Ab jetzt heißt es: Gut beobachten und bestmöglich versorgen. Hier noch ein paar Bilder und ein Video von unseren "Neuen":

02. Dezember 2017: Heute war der Tag eher ruhig. Alle Kälber haben Appetit und nuckeln an ihren Eimern. Wir tränken am Anfang, wenn die Tiere zu uns kommen, zwei Mahlzeiten Milchaustauscher à zwei Liter und mittags zusätzlich zwei Liter Elektrolyte. Frisches Wasser können alle Fleckis unbegrenzt aufnehmen. Kälbermüsli und Heu stehen zur freien Verfügung.

Wir achten auf eine trockene Einstreu aus Stroh und auf ein gutes Stallklima. Kälte ist für die Kälber kein Problem, aber Zugluft. Mehrmals täglich kontollieren wir, ob einzelne Kälber Husten oder Durchfall haben. Beides kann vorkommen und kommt vor. Bei Bedarf behandeln wir die Tiere in Absprache mit unserem Tierarzt. Jede Medikamentengabe wird in unserem Tierarzneimittelbestandsbuch mit genauer Angabe der Ohrmarkennummer, Medikamentenbezeichnung usw. dokumentiert

Zusätzlich stand heute die Tiermeldung an. Jedes Tier, das unseren Hof betritt, müssen wir bei der Hi Tier melden. Das geschieht online: Die Ohrmarkennummern und das Zugangsdatum müssen innerhalb von sieben Tagen gemeldet werden.

Auf der Rückseite der Tierpässe müssen wir unsere Registriernummer und das Zugangsdatum ebenfalls eintragen. So kann jederzeit verfolgt werden, wo sich ein Tier in Europa aufhält. Auf der Vorderseite des Passes finden sich folgende Daten: Name und Anschrift des Geburtsbetriebes, das Geburtsdatum, die Ohrmarkennummer, die Registriernummer des Herkunftsbetriebes, die Rasse, die Ohrmarkennummer des Muttertieres, die Passnummer, der BVDV- Status und das ausstellende Bundesland mit Ausstellungsdatum. Quasi ein Personalausweis für Rinder aller Art. In Verbindung mit den großen, gelben Ohrmarken ist so eine Zuordnung zum Tier jederzeit möglich.

Ach ja, unsere Fleckis waren dieses Mal leider länger als gewohnt unterwegs. Der zuständige Mitarbeiter beim bayrischen Zuchtverband ist erkrankt, und so funktionierte der Ablauf nicht wie gewöhnlich. Die Situation war für alle sehr unbefriedigend, für uns genauso wie für den Zuchtverband und vor allem für die Kälber. Aber wir setzen alles daran, den Kälbern bei uns das weitere Leben möglichst tiergerecht zu gestalten.

03.Dezember 2017: Heute mal auschließlich per Video. Euch einen schönen Sonntag!

04. Dezember 2017: Guten Morgen alle zusammen! Unsere Kälber sind heute morgen um 6.30 Uhr mit ihrer ersten Tränkemahlzeit des Tages fertig gewesen. Jetzt sind die Kleinen müde und nickern erstmal eine Runde. Wie sehr sich doch Mensch und Tier in einigen Verhaltensmustern ähneln. Eines der jüngeren Tiere (knapp fünf Wochen alt) hat Durchfall und möchte nicht saufen. Bei jungen Tieren ist die Gefahr des Austrocknens ähnlich groß wie bei Menschenbabys. Dennoch bieten wir immer wieder Milch an, da sie alle wichtigen Nährstoffe für das Kalb bereit hält. Aktuell bekommt unser kleines Flecki zusätzlich nach jeder Mahlzeit ein Nabibolus. Durch den Hauptbestandteil Natriumbicarbonat wird einer stoffwechselbedingten Übersäuerung bei Trinkunlust bzw. Durchfall entgegengewirkt. Momentan ist das Kalb noch recht fit und läuft mit den anderen Kälbern durch den Stall. Auch das Heu ist nach wie vor schmackhaft. Wichtig ist in solchen Fällen eine gründliche Tierbeobachtung und die Gabe von Elektrolyten. Das heißt, das wir vorerst weiterhin mittags eine Zusatztränke für alle zwanzig Tiere anbieten.

05.Dezember 2017: Gestern Abend haben wir den Liegebereich der Kälber nochmal mit Desan abgestreut. Das ist ein biologisches, leicht saures Pulver mit ätherischen Bestandteilen. Da einige Kälber Verdauungsprobleme haben, die durch unterschiedliche Erreger ausgelöst werden können, bietet sich dieses Verhalten an. Damit verbessern wir das Stallklima und steigern die Hygiene für unsere Tiere. Einige Krankheitserreger wie zum beispiel E.coli Bakterien mögen kein saures Milieu und werden durch Maßnahmen wie die oben beschriebene in Schach gehalten. Euch allen einen gesunden Tag!

08. Dezember 2017: Guten Morgen! Unseren Kälbern geht es recht gut. Alle saufen fleißig ihre Milch und haben sich mittlerweile an ihr neues Zuhause gewöhnt. Am Mittwoch war der Tierarzt da, um nochmal einen Blick über die Kälber zu werfen. Wie gesagt, beobachten und Kontrolle ist bei Kälbern sehr wichtig. Wir sind selber ziemlich fit in der Kälberhaltung, aber ein Tierarzt sieht hin und wieder noch kleine Stellschrauben, die das Wohlergehen der Tiere noch steigern können. Schön, eine kompetente Praxis an unserer Seite zu wissen. Jetzt kommt erstmal das Wochenende, unsere Fleckis interessiert das allerdings weniger und wir streuen, füttern und tränken auch an Sonn- und Feiertagen regelmäßig unsere Jüngsten.

Zusätzlich kommt noch die Versorgung aller anderen Tiere hinzu.

12. Dezember 2017: So, Halbzeit beim Türchen öffnen, aber noch keine Halbzeit beim Kälbertränken. Bis in den Januar bekommen die Tiere bei uns zwei Mahlzeiten mit Milch, dann werden sie langsam entwöhnt und auf Maissilage, Heu und Kälberfutter umgestellt. Wasser gibt es selbstverständlich zu jeder Zeit ad libitum.

Seit 12 Tagen sind die kleinen Fleckis nun bei uns. Hoch- und Plattdeutsch haben sie auch schon ein wenig gelernt: Grüß Gott konnten wir durch ein klares Moin ersetzen. Ansonsten haben sich die Kälber gut an ihre neue Lebenssituation gewöhnt: Die Milch schmeckt, auch das norddeutsche Heu ist akzeptabel und unser Strohstall wärmt auch bei kühlen Außentemperaturen. Kälte ist für die Kälber kein Problem, Zugluft ist ungünstig für eine gute Entwicklung. Laut Bernhard, einem unserer Tierärzte, machen die Tiere einen guten Eindruck und haben sich größtenteils gut von den Anreisestrapazen wie Durchfall und Erkältungen erholt. Kälbern, die jetzt noch erschöpft wirken, verabreichen wir nochmal Selen und einen Vitamincocktail. Wie beim Menschen können Spurenelemente, Mineralstoffe und Vitamine sehr unterstützend wirken. Aber unsere Fleckis mögen und vertragen einfach noch kein Obst und Gemüse ;-) ! Euch allen einen schönen Abend.

19. Dezember 2017: Den kleinen Fleckis geht es gut! So kurz vor Weihnachten sind alle Tiere wohlauf und haben einen gesegneten Appetit. Morgen gibt`s wieder ein neues Video, versprochen! Gute Nacht alle zusammen.

20. Dezember 2017:

26. Dezember 2017: Euch allen erstmal schöne Weihnachten! Kennt ihr das auch? Immer passend zu den Feiertagen wird jemand krank in der Familie. Bei uns hatte gestern eines unserer Kälber Ohrenschmerzen. Die Ohren hingen runter wie bei einem Schaf und unser Kalb machte einen traurigen Eindruck. Aber wie beim Menschen müssen nicht unbedingt schwere Geschütze aufgefahren werden: Eine Gabe Schmerzmittel und eine zusätzliche homöopathische Behandlung haben alles schnell ins Lot gebracht. Das Kalb ist wieder fit!

Auf dem Bild seht ihr Tobias mitten im Kälberstall. Es ist wichtig, die Tiere an uns zu gewöhnen, damit beim Umstallen oder Füttern kein Stress aufkommt. Die Tiere erkennen nach einiger Zeit "ihre" Menschen schon an der Stimme und reagieren entspannter auf uns.

03. Januar 2018: Hallihallo und willkommen im Jahr 2018! Unsere Kälber und wir sind gut ins neue Jahr gekommen. Der Appetit unserer jüngsten Fleckis ist groß und sie fressen gerne Heu, Maissilage und Kälbermüsli. Wir sind mittlerweile dabei, die Kälber langsam von der Milch zu entwöhnen.

Im Video könnt ihr sehen, wieviel Spaß die Tiere beim Streuen haben. Gestreut werden sie überwiegend mit Gerstenstroh aus eigener Ernte. Wir pressen mit unserer alten Hochdruckpresse kleine Bunde und lagern diese auf dem Dachboden über den Kälbern. Durch kleine Öffnungen im Boden können wir jedes Kälberabteil einzeln einstreuen.

06. Januar 2018: Guten Morgen! Hier kommt eine Aussicht auf die nächste Woche: Ab Montag bekommen fünfzehn unserer Kälber keine Milch mehr. Nur die fünf jüngsten Tiere bekommen noch länger Milch. Am Mittwoch steht für die komplette Gruppe eine Entwurmung an, und am Wochenende sollen die Kälber das erste Mal abgemistet werden. Die Fleckis werden nach Bedarf frisch eingestreut, der Mist wird ca. alle sechs bis acht Wochen aus dem Stall entfernt. Zur Zeit darf weder Mist noch anderer Naturdünger wie Gülle oder Jauche auf den Ackerflächen und Wiesen ausgebracht werden. Ab Mitte Januar wäre das wieder möglich. Deswegen sammeln wir unseren Festdünger derzeit in passender Menge auf den verschiedenen Flächen und decken die Haufen mit Plane ab. So werden keine Nährstoffe vorab ausgewaschen und können, wenn die Witterung es zulässt, auf den Ackerstücken verteilt werden.

10. Februar 2018: Der letzte Eintrag ins Tagebuch ist schon länger her. Unseren Kälbern geht es gut und die Gewichtszunahmen sind unübersehbar. Wie geht es jetzt weiter mit der Gruppe? Im Laufe des Februars ziehen die Kälber um in unseren Jugendstall. Mehr Platz steht dann auf dem Programm. Im Spätsommer wechselt die Gruppe in unseren einzigen Stall auf Vollspalten, mit dem Vorteil, dann auch beim Weidegang bis in den Herbst Sonne, Regen und Auslauf geniessen zu können. Aus unseren Kälbern sind dann Rinder geworden, die das Kinderalter langsam verlassen und immer größer werden. Bis zum Winter 2019 werden die Tiere auf unserem Hof bleiben, entweder werden sie dann von uns direkt, zum Beispiel an euch, vermarktet oder sie werden in einem größeren Schlachthof geschlachtet.

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