Silagebrötchen und schwarze Hände

Im landwirtschaftlichen Jahr gibt es auf fast allen Höfen wichtige Termine, egal ob Milchviehbetrieb, Schweinehaltung, Biogaserzeugung oder halt wie bei uns Rindermast. Die Getreide- und Strohernte gehört dazu, das Heuen, das Sähen oder eben das Mais silieren. Für unsere Flächen lohnt sich ganz sicher kein eigener Häcksler, daher kommt meistens Ende September oder Anfang Oktober der Lohnunternehmer zum Häckseln. Ein Event, sage ich euch! Vermutlich lacht sich jeder Biogasanlagenbetreiber über unsere Maismenge kaputt (ca. 8 ha, also 80000 qm, sind ja auch nicht so viel) aber für uns bedeutet das Silieren viel Arbeit und Anstrengung, gepaart mit Freude wie auf Weihnachten gerade bei unseren Söhnen!

Bei Kindern aus Städten liegen die Prioritäten sicherlich anders, bei vielen Kindern vom Land gehört Maissilieren zu den Musthave des Jahres. Unsere eigenen  sind schon im Pampersalter auf dem Häcksler mitgefahren und konnten in der Nacht vor dem Silieren nicht schlafen. Seit vielen Jahren kommen unsere Nichten und Neffen zur Maisernte mit ihren Vätern zum Helfen. Reifen schmeißen beim Abdecken, aussehen wie in Matsche gebadet, dann ist der Tag richtig gut gewesen.

Wie so ein Silotag bei uns abläuft? Ich beschreibe euch mal die letzten Tage bei uns auf dem Hof...

 

Es ist Anfang September 2017. Der Mais reift langsam, aber sicher ab und wir müssen einen Silagetermin festlegen. Da wir fast immer rund um den 01. Oktober silieren, fällt unsere Wahl auf den Samstag davor. Das Wetter wird wohl mitspielen, alle Helfer haben samstags frei und brauchen keinen Urlaub nehmen, der Lohnunternehmer hat Zeit. Läuft. Soweit die Theorie.

Anfang der Woche verletzt sich ein langjähriger Helfer bei seiner regulären Arbeit und kann leider in diesem Jahr nicht mitfahren. Also planen wir um (Gott-sei-Dank haben mittlerweile einige der mitfahrenden Kinder einen Treckerführerschein und können einspringen!). Landwirte sind ja flexibel. Dann entscheidet sich das Wetter dafür, daß es samstags doch lieber regnen soll. Klasse, so und nicht anders haben wir uns das gedacht. Ist ja erst Dienstag und vielleicht tut sich da noch was.

Die Zeit vergeht, der Donnerstag kommt. Das Wetter hat seine Meinung leider nicht geändert und möchte weiterhin samstags für Dauerregen sorgen. Ein Telefonat meines Lieblingslandwirtes mit dem örtlichen Lohnunternehmer ändert die Ausgangsposition: Wir silieren freitags nach dem Mittagessen. Yeah! Wir sind soooo spontan. Also bereiten wir die Siloplatte schon etwas eher vor und alles, was störend rumliegt und -steht wird fluggs weggeräumt.

Beim Silieren gibt es immer eine adäquate Feldrandversorgung ( lecker Essen), auch hier muß umgeplant werden. Wenn wir morgens um 7.00 Uhr beginnen, gibt es um 9.00 Uhr Silagebrötchen: Um die 30 Brötchen (Normale und Mehrkorn), belegt mit Salat, verschiedenen Sorten Aufschnitt, Käse, gekochten Eiern usw.. Mittags essen wir

  Silageauflauf mit Erbsen,Kartoffeln und geräucherter Mettwurst. Der wird vorbereitet und muss nur noch in den Ofen, das kann man (also ich) nebenbei erledigen. Nachmittags bringt Oma Hannelore Kaffee und Kuchen (auch schon vorbereitet ;-)) zum Silohaufen. Und abends nach dem Abdecken der Silage wird noch eine Kleinigkeit serviert, Strammer Max auf Brot oder ne Suppe. Alles ganz einfach und im Schnitt für 15 Personen. Dieses Jahr wird der Fahrplan kurzfristig umgestellt vom Küchenchef: Nachmittags gibt`s nen Topfkuchen und abends Suppe. Frühstück und Mittag entfällt vorerst ersatzlos. Dazu später noch mehr. Wir kommen wieder zum Wesentlichen, dem Silieren.

Die Häckselwagen stehen mittlerweile bei uns auf dem Hof inklusive geliehener Trecker, zwei Bigpacks Stroh sind per Hand auf der Siloplatte verteilt und dienen als Unterlage für die Silage. Der Häcksler muss noch kurz repariert werden und schon starten wir um 14.30 Uhr durch.

Das Silieren verläuft reibungslos, nachmittags um 17.00 Uhr verputzen wir den Kuchen mit einer flotten Tasse Kaffee um dann die Ackerflächen, die nicht am Hof liegen, zu ernten. Dafür müssen die Abfahrer die B51 in Haaren überqueren und das ist kein Vergnügen. An alle Verkehrsteilnehmer:

Wir und auch die meisten der anderen Landwirte silieren, ernten, dreschen oder ackern nicht zum Spaß (auch wenn unsere Arbeit meistens Spaß macht!), sondern verdienen unser Familieneinkommen mit diesen Arbeiten. Wir möchten niemanden ärgern, aufhalten oder gefährden mit unserem Tun und würden uns freuen, wenn andere Verkehrsteilnehmer ebenso denken. Danke für ein gutes Miteinander auf den Straßen!

Gegen 20.00 Uhr sind alle Flächen gehäckselt. Die Sonne hat mittlerweile ihren Dienst quittiert und scheint nun anderswo und wir steigen auf Strahlerbeleuchtung um. Der Mais wird noch zuende angewalzt, dann wird die erste Folie über den Haufen gezogen. 50x16 m, total handlich und leicht! Natürlich reißt mir die Plane an einer Stelle ein - wem auch sonst! Den jüngeren Kindern bläst man noch den Marsch, wenn sie auch nur kurz auf die neue Siloabdeckung treten und dann kniet man im Dunkeln da und flickt die Folie, damit bloß keine falsche Luftzufuhr eine Fehlgärung auslöst. Beim nächsten Mal bin ich nicht so pisselig!

Als zweite Schicht kommen die Planen vom letzten Jahr über den Silo und darüber dicke Silonetze, um den Mais vor den gierigen Krähen zu schützen. Die hacken zu gerne Löcher in unsere Plane und dann verdirbt an diesen Stellen unser Rinderfutter. Zum Schluss wird noch Sand von fleißigen Helfern auf der Kante verteilt, wo die Folie auf den Boden trifft. Altreifen beschweren den Haufen von den Seiten und von oben. Ist ein bißchen wie Sauerkraut einsetzen: Pressen und Luftabschluss lassen die Milchsäurebakterien so richtig abgehen! Um kurz nach 23.00 Uhr sind alle Helfer verschwunden - müde, dreckig mit schwarzen Pfoten vom Reifen schmeißen und satt vom späten Abendbrot.

Am nächsten Morgen geht`s weiter: Zeitig stehen die Ersten wieder auf der Matte, um die restlichen Reifen zu verteilen und den Hof und verschmutzte Straßen zu fegen. Sehr zur Freude aller gibt es den Erbsensilageauflauf am Tag nach dem Silieren dann doch noch. Ein Wunsch fürs nächste Jahr kommt auch noch auf den Tisch. Ohne Silagebrötchen zum Frühstück direkt an der Siloplatte ist Silieren nur halb so schön!

Nach dem Mittagessen fängt es samstags an zu regnen, nachmittags schwimmt das Maisland bei uns am Hof. Alles richtig gemacht in den letzten Tagen! ;-D

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